Dabei sind nicht mehr nur das Produkt, sondern das gesamte End-to-End Einkaufserlebnis maßgeblich für die Kundenzufriedenheit. Auch vor der Auslieferung der Ware machen diese Anforderungen nicht halt: Kunden wünschen sich eine immer schnellere Lieferung und sie wollen sie billig. Zudem erwarten Kunden Flexibilität bei der Zustellung, Pünktlichkeit, Komfort und eine Echtzeit-Sendungsverfolgung.
Um dieser stetig steigenden Erwartungshaltung gerecht zu werden, ist eine Umgestaltung der Lieferkette um die Kundenbedürfnisse herum von entscheidender Bedeutung. Heißt, Unternehmen und Logistikdienstleister müssen eine Lieferkette schaffen, die kundenorientierter und reaktionsschneller ist. Keine leichte Aufgabe angesichts der Herausforderungen, denen die Logistikbranche gegenübersteht: Steigende Kosten, ein Fachkräftemangel und immer strengere Umweltauflagen sind nur einige Beispiele der zu bewältigenden Probleme. Vor diesem Hintergrund sind eine Neugestaltung des Transportnetzwerks, des Lagerbetriebs und eine Optimierung der Transportwege erforderlich.
Doch wie lässt sich die Logistik so optimieren, dass der Kunde perfekt bedient und zugleich die Kosten in Schach gehalten werden? Hier kommen neue Technologien und Algorithmen helfend zur Hand: Durch das Zusammenspiel von Machine Learning und Optimierungsalgorithmen können Bedarfe antizipiert und die Aufträge automatisch in effiziente Touren und Routen verplant werden. So können durch eine bessere Auslastung von Fahrzeugen und Lagerflächen Effizienzgewinne realisiert und zudem die Lieferzeiten minimiert und die Transportkosten gesenkt werden.
Die Logistik: Schlüsselfaktor im Einkaufserlebnis
Der E-Commerce nimmt weiterhin an Bedeutung zu. Zahlreiche Studien prognostizieren dem Onlinehandel einen beträchtlichen Schub. Sprich, immer mehr Kunden shoppen online und zwar sowohl im B2C als auch B2B Markt. Das Resultat? Immer mehr auszuliefernde Pakete. Experten von Oliver Wyman zufolge, wird sich die Anzahl an auszuliefernden Paketen in Deutschland bis 2028 verdreifachen: von 3,5 Milliarden Paketen in 2018 auf bis zu 9 Milliarden. Gleichzeitig werden vermutlich auch die Kosten für eine Haustürzustellung von 2,50€ auf rund 4,50€ steigen. Erschwerend kommt hier die steigende Volatilität der Kundennachfrage und damit eine schwankende Paketmenge, die täglich ausgeliefert werden muss, hinzu. Die Folge? Über die Hälfte (58,5%) aller LKW-Fahrten in Deutschland sind Leerfahrten.
Ohne Logistik, heißt ohne die Lieferung der Waren an den Kunden, wäre der Online-Verkaufsprozess schlichtweg nicht möglich. Der Logistik kommt daher immer mehr die Rolle eines Hauptwertschöpfers für den Kunden zu. Dabei steigt die Erwartungshaltung der Kunden. Gerade bei den digital versierten Verbrauchern von heute (allen voran die Generation Y), wird die Online-Kaufentscheidung maßgeblich von der Lieferung, der Rückgabe und der Erfahrung, die dabei gemacht wird, beeinflusst. Doch was genau erwarten die Kunden? Die folgenden beispielhaften Zahlen verschaffen einen Eindruck:
Immer schneller
55% der Kunden erwarten einen einstündigen Lieferservice in Großstadtregionen (MetaPack Benchmark Studie).
- Immer günstiger
49% der Käufer erwarten, dass die standardmäßige Lieferung kostenlos ist (MetaPack Benchmark Studie).
- Immer umweltbewusster
77% der Käufer sind sich der Umweltauswirkungen ihrer Online-Lieferungen bewusst oder sorgen sich darum (MetaPack Benchmark Studie).
- Immer mehr Kontrolle
93% der deutschen Shopper verfolgen den Status ihrer Online-Bestellung (MetaPack Benchmark Studie).
Die Notwendigkeit, immer mehr Pakete immer schneller und zu geringeren Kosten zuzustellen erhöht damit den Druck auf Zustelldienstleister Lösungen für die sogenannte letzte Meile (Englisch last-mile delivery), also dem letzten Wegstück beim Transport der Ware zur Haustür des Kunden, zu finden. Denn gerade dieser letzte Zulieferschritt ist, einer aktuellen Studie von Capgemini zufolge, der größte Kostentreiber in der Lieferkette.
Für die Logistik und Supply Chain der Zukunft bedeutet dies, es muss eine Lieferkette geschaffen werden, die dem End-to-End Kundenerlebnis gerecht wird. Kurz um, die Lieferkette der Zukunft muss intelligent, agil und kundenzentriert sein.
Was bedeutet eine kundenzentrierte und agile Logistik?
- KUNDENZENTRIERT bedeutet der Kunde und seine Erwartungen sollten stets im Fokus stehen. Unternehmen müssen also die Bedarfe und Bedürfnisse ihrer Kunden antizipieren und die Lieferkette entsprechend anpassen.
- AGIL bedeutet Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Marktbedingungen sowie Schnelligkeit bei der Leistungserfüllung. Sprich, Kapazitätsflexibilität, kurze Vorlaufzeiten von der Bestellung bis zur Lieferung und schnelle Reaktionen auf eine sich täglich ändernde Nachfrage sind hier maßgeblich.
Diesen steigenden Erwartungshaltungen gerecht zu werden und gleichzeitig profitabel zu bleiben, ist angesichts des enormen Kostendrucks (unter anderem bedingt durch z. B. hohe Treibstoff- / Energiepreise, hohe Mautgebühren und steigende Personalkosten) allerdings eine bedeutende Herausforderung. Die Logistikbranche springt aktuell zwar von Umsatzhoch zu Umsatzhoch, um angesichts der sich verändernden Marktbedingungen langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen jetzt allerdings neue Wege eingeschlagen werden. Heißt, Unternehmen und Logistikdienstleister müssen jetzt ihre Betriebsabläufe durch den intelligenten Einsatz neuer Technologien verbessern, um die Effizienz der Prozesse zu steigern und Logistikosten zu senken. Doch wie können neue Technologien dabei helfen, die Masse an Paketen flexibel, schnell und kostengünstig auszuliefern?
Intelligente Algorithmen nutzen, um Bedarfe zu antizipieren und Ware kostengünstig auszuliefern
Um dieser Herausforderung begegnen zu können, bedarf es einem Zusammenspiel verschiedener intelligenter Assistenzsysteme, welche die Logistik auf zweierlei Weise unterstützt.
Intelligente Vorhersagen
Der Einsatz von Machine Learning Methoden, um die Abhol- und Lieferorte, den Zeitpunkt und Menge der Bestellungen genau vorherzusagen, sodass Kapazitätsbedarfe (Fahrzeug, Personal, Lager, etc.) optimal geplant werden können.
Diese prognostizierten Bestellungen bzw. Aufträge, dienen dann als Input für die Touren- und Routenoptimierungsalgorithmen. Denn liegen die Informationen zu den Aufträgen erst einmal vor, schließt sich die Frage nach der möglichst kostenminimalen Auslieferung an. Heißt, welche Aufträge sollen zu einer Tour gebündelt und in welcher Reihenfolge sollen die Kunden einer Tour von wo aus und mit welchem Fahrzeug beliefert werden, damit ein möglichst kostenoptimaler Transport erreicht wird?
Dynamische Touren- & Routenoptimierung
Optimierungsalgorithmen kommen zum Einsatz, um tausende Aufträge innerhalb kürzester Zeit vollautomatisch in optimierte Touren und Routen zu verplanen, sodass Lieferzeiten minimiert und Transportkosten gesenkt werden. Die verwendeten Verfahren und Algorithmen sind dabei in der Lage, schnelle Lösungen zu finden, sodass ein bereits optimaler Tourenplan in Echtzeit angepasst werden kann. Eine dynamische Tourenplanung ermöglicht so in Echtzeit auf Ereignisse im gesamten Netzwerk zu reagieren, um diese direkt in neue, optimierte Touren und Routen zu verplanen.
In einer digital vernetzten Supply Chain können Kundenvorhersagen und besondere Events sodann sekundenschnell unter den einzelnen Beteiligten geteilt werden. Damit können Entscheidungen dynamisch erfolgen und das Personal wird gezielt bei der alltäglichen Arbeit unterstützt.
Fazit
Das Supply Chain Management steht vor dem Wandel von einer unterstützenden Funktion hin zum Schlüsselfaktor für einen besseren Kundenservice. Innovative Lösungsansätze, getrieben von neuen Technologien aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz, sind ein wichtiger Unterstützer und Treiber, um Ihrem Unternehmen dabei zu helfen, eine kundenzentrierte Lieferkette aufzubauen, die widerstandsfähig und flexibel genug ist, um diese zukünftigen Anforderungen zu erfüllen. Unternehmen müssen sich daher jetzt die Frage stellen:
- Sind unsere Supply Chain Prozesse so aufgestellt, dass wir heute eine agile und kundenorientierte Logistik gewährleisten können?
- Welche Investitionen müssen jetzt über das gesamte Netzwerk getätigt werden, um dem Kosten- und Leistungsdruck in Zukunft gerecht zu werden?